Freitextfelder in Befragungen und ihr Mehrwert
Beitrag von Victoria Präger und Sascha Behrens – Cosultants (21.07.2022)
Innerhalb von Beratungsprojekten stellen Befragungen der beteiligten Akteure ein wichtiges Werkzeug in der Projektplanung und -evaluation dar. Die Einschätzungen und Perspektiven der Menschen, die sich beruflich innerhalb des zu verändernden Systems bewegen und die dortigen Bedingungen tagtäglich wahrnehmen, beeinflussen die Planung und Durchführung der Neuerungen vor Ort. Somit muss die Konzeption einer solchen Befragung gut durchdacht und frühzeitig geplant werden.
Um den Interessenbereich umfangreich abbilden zu können, werden Aussagen - sogenannte Items - konzipiert, zu denen die befragten Personen ihren Grad der Zustimmung angeben können. Um den Interessenbereich der Zusammenarbeit im Team angemessen innerhalb einer Mitarbeitendenbefragung abbilden zu können, wäre es denkbar die Ausprägung der Zustimmung zu der Aussage „In meinem Team herrscht ein positives Klima“ zu messen. Für eine umfassendere Einschätzung der Zufriedenheit mit der Teamarbeit in der jeweiligen Organisation empfiehlt es sich außerdem zusätzlich weitere Aussagen einschätzen zu lassen, wie zum Beispiel „In meinem Team unterstützen wir uns gegenseitig“. Wenn die Zustimmung mehrerer Teilnehmenden mit Hilfe einer Bewertungsskala zu denselben Items eingeholt wird, ergibt sich nach der Umwandlung in Zahlenwerte eine Datengrundlage. Die gesammelten Daten können dann dazu genutzt werden um verschiedene Berechnungen durchzuführen, deren Ergebnisse wiederum ein sachliches Abbild der Teamsituation vor Ort darstellen können.
Warum sind quantitative Ergebnisse nicht genug?
Im Kontext gezielter Veränderungsprozesse, die durch eine professionelle Beratung initiiert werden, stellt jedoch nicht nur die rein zahlenbasierte Zustimmung der befragten Personen eine wichtige Entscheidungsgrundlage dar, sondern auch deren individuellen Einschätzungen und Äußerungen. Diese Inhalte können dadurch erfasst werden, dass nach Aufführung der Items, die mithilfe einer Bewertungsskala beantwortet werden, ein offenes Antwortformat gewählt wird. Bezüglich des Beispiels kann hier die Frage „Welche Ideen haben Sie zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Team?“ und ein dafür eingefügtes Freitextfeld den Beteiligten die Möglichkeit geben, in eigenen Worten die individuellen Gedanken und intuitiven Eindrücke zu äußern.
Je nach Verwendungsgebiet der durch diese Freitextfragen erfassten Daten, können beeinflussend wirkende Inhalte die Ergebnisse verzerren. Sollen aus den Antworten der Mitarbeitenden wirksame Maßnahmen gezielt abgeleitet werden, könnten bereits vorgegebene Antworten das intuitive Antwortverhalten einschränken. Diese Verzerrung kann zum Beispiel durch vorgegebene Antwortalternativen, die eine unterschiedliche Attraktivität aufweisen, entstehen. Im Beispiel der Frage nach Ideen zur Verbesserung der Teamarbeit könnte die Antwortalternative „regelmäßige Teamausflüge“ tendenziell attraktiver erscheinen als die Alternative „begleitete Supervisionen“. In diesem Fall würde die Auswahl der nachfolgend eingeleiteten Projektmaßnahmen möglicherweise weniger zielführend ausfallen.
Fazit
Zusammenfassend können Freitextfelder als richtige und wichtige Erweiterung standardisierter Items bewertet werden, die den befragten Personen die Möglichkeit geben, intuitiv wichtige Wahrnehmungen zu äußern und somit die Ausrichtung der im Projekt beschlossenen Maßnahmen präzisieren. Durch die Möglichkeit der Partizipation wird sowohl ein Zeichen von Wertschätzung vermittelt als auch ein wichtiger Beitrag für den Projekterfolg erwirkt. Letztendlich entscheidet jedoch die methodische Konzeptionsqualität über die tatsächliche Erreichung dieser Ziele.
Sie möchten eine Befragung in Ihrer Einrichtung durchführen und wünschen eine Beratung zu der Konzeption des Fragebogens? Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen in den Austausch zu kommen!