Realisierung einer höheren Patientenorientierung durch Einsatz von Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) (Teil 1/3)

Beitrag von Leonie Brenner - Project Manager (15.04.2025)

In der BLOG-Beitragsreihe „Mehr als ein Messinstrument: PROMs neu gedacht“ werden verschiedene Perspektiven zum Einsatz von PROMs beleuchtet. Dabei wird das Konzept der PROMs vorgestellt, die Vorteile für PatientInnen, Mitarbeitende und das Krankenhaus selbst beleuchtet sowie die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen bei der Einführung skizziert.

Kliniken erhalten täglich wertvolles Feedback von PatientInnen – doch die Beurteilung des medizinischen Behandlungsergebnisses erfolgt primär durch ÄrztInnen und anhand objektiver Kennzahlen 

Kliniken erhalten täglich Rückmeldungen von PatientInnen – zu Wartezeiten, Freundlichkeit des Personals oder dem krankheitsspezifischen Informationsangebot. Als gängiges Instrument zur Einholung strukturierter Rückmeldungen setzen die meisten Kliniken eine kontinuierliche Patientenbefragung ein. Die klassischen Patientenbefragungen erheben die struktur- und prozessbezogenen Erfahrungen und Erlebnisse der PatientInnen mit der Versorgung. Für die Bewertung des medizinischen Ergebnisses werden zum aktuellen Zeitpunkt vorwiegend Beurteilungen der Leistungserbringenden eingeholt oder klinische Parameter sowie Kennzahlen herangezogen. Klinische Parameter, die Auskunft über den Gesundheitszustand geben, sind beispielsweise Laborwerte oder Tumorwachstumsraten. Anhand dieser Ergebnisse wird der Behandlungsverlauf bewertet und geprüft, ob die Therapie angepasst werden muss. Kennzahlen wie Komplikationsraten, Verweildauer oder Wiederaufnahmeraten geben ebenfalls Auskunft zur medizinischen Qualität. 

Die subjektive Bewertung des Behandlungsergebnisses durch PatientInnen bleibt oft unbeachtet.

Während das medizinische Ergebnis objektiv von Leistungserbringenden bewertet werden kann, kann die subjektive Bewertung nur durch die Leistungsempfänger, also die PatientInnen, selbst erfolgen. In der Regel fehlt es jedoch an einer systematischen Erhebung der gesundheitlichen Entwicklung aus Sicht der Betroffenen. 

Typische Herausforderungen im Klinikalltag:

  • Antworten der PatientInnen sind oft unstrukturiert.
  • Wichtige Informationen werden vergessen oder fehlen.
  • PatientInnen fällt es schwer, ihre Wahrnehmung präzise zu formulieren.
  • Die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger ist nicht immer vollständig oder eindeutig.

Für echte Patientenorientierung müssen Behandlungsergebnisse systematisch aus Sicht der PatientInnen erfasst werden.

Für die Realisierung einer höheren Patientenorientierung ist es daher unerlässlich, die Behandlungsergebnisse systematisch aus Sicht der PatientInnen zu erheben, zu analysieren und zu vergleichen. Dies erfordert:

  1.  eine routinemäßige Erfassung von patientenberichteten Ergebnissen und
  2. die Entwicklung von Qualitätsindikatoren zur Bewertung der Ergebnisse. 

Als etablierte Messinstrumente stehen dafür Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) (dt. patientenberichtete Ergebnismessungen) zur Verfügung. PROMs sind standardisierte und validierte Messinstrumente, bei denen PatientInnen direkt den eigenen Gesundheitszustand bewerten, ohne Interpretation einer anderen Person (z. B. Ärzte, Therapeuten, Angehörige). Sie erfragen zum Beispiel die Funktionsfähigkeit, wahrgenommene Therapieeffekte, Leistungsfähigkeit, Symptomatik sowie deren Einfluss auf ihre Alltagsbewältigung und das allgemeine Wohlbefinden. Dadurch bilden PROMs einen wichtigen Bestandteil für die Gesamtbeurteilung einer medizinischen Intervention. 

PROMs verbessern nicht nur die Individualisierung der Therapie, sondern stärken auch die Arzt-Patienten-Beziehung

Die Ergebnisse der PROMs bilden den Ausgangspunkt, um die Therapie individuell und orientiert an den Patientenbedürfnissen anzupassen. PROMs tragen dazu bei, dass die Termine effizienter und zielgerichteter stattfinden. Der stärkere Einbezug der PatientInnen führt auch zu einem Vertrauensaufbau innerhalb der Arzt-Patienten-Beziehung und erzeugt ein Gefühl der Wertschätzung bei den PatientInnen. Diese Faktoren sind entscheidend bei der Wahl des Krankenhauses.

Für valide Ergebnisse müssen wissenschaftlich geprüfte und praxisnahe Instrumente eingesetzt werden.

Im Rahmen der Datenerhebung können krankheitsspezifische oder generische PRO-Messinstrumente verwendet werden. PROMs bieten die Möglichkeit einer standardisierten Erhebungsweise über mehrere Zeitpunkte hinweg und erlauben:

  • individuelle Verlaufsvergleiche (vor, während und nach der Behandlung)
  • Vergleiche innerhalb einer Patientengruppe
  • Vergleiche zwischen unterschiedlichen Patientengruppen

Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, ist die Verwendung von wissenschaftlich validierten Instrumenten erforderlich. Aus Praktikabilitätsgründen müssen die Fragebögen leicht auszufüllen sein und dürfen ausschließlich Fragen mit patientenrelevantem Fokus enthalten. Das Potenzial von PROMs entfaltet sich gänzlich, wenn die Ergebnisse noch im laufenden Versorgungsprozess mit den PatientInnen besprochen und infolgedessen zur individuellen Therapiesteuerung eingesetzt werden. 

Fazit: PROMs erfassen die Wahrnehmung der PatientInnen zu ihrer eigenen Gesundheit und ermöglichen damit eine neue Dimension der Versorgungsqualität. Sie helfen, Behandlungen bereits während des Aufenthalts zu optimieren und bieten gleichzeitig eine verlässliche Grundlage für die Bewertung der langfristigen Behandlungsqualität. Damit schließen sie eine Lücke in der Qualitätsmessung und tragen dazu bei, das Gesundheitswesen noch stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der PatientInnen auszurichten.

Ausblick: PROMs verbessern nicht nur die Patientenerfahrung – sondern auch das Arbeitsklima. Im nächsten Beitrag wird erläutert, inwiefern Mitarbeitende von dem Einsatz der PROMs profitieren und warum sich der Einsatz doppelt lohnt.

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