Welche Aspekte gefährden die Mitarbeiterbindung? Eine Übersicht typischer Mitarbeiterbefragungsergebnisse (Teil 2)
Beitrag von Saskia Schwering (27.07.2021)
In der letzten Woche habe ich Ihnen den Mitarbeiterzyklus als Orientierungshilfe für den Prozess des Gewinnens, Bindens und Haltens von Mitarbeitenden vorgestellt sowie anhand von Ergebnissen unserer Mitarbeitendenbefragungen die einzelnen Phasen erläutert. Im zweiten Teil geht es um die letzte Phase “Langfristig binden und begeistern”.
Diese Phase ist die umfangreichste, da sich hier eine Vielzahl an Themen subsummieren lässt. Probleme in dieser Phase betreffen häufig die Arbeits- bzw. Stationsorganisation. Aufgaben können schwierig in der regulären Arbeitszeit und in einem flüssigen Arbeitsablauf erledigt werden. Das kann dadurch zustande kommen, dass ungestörtes Arbeiten für die Mitarbeitenden in der Pflege ebenfalls nur sehr selten möglich ist. Das Arbeitstempo kann wenig selbst bestimmt werden und alles in allem ist es schwierig, auf Patientenbedürfnisse einzugehen. Die Ergebnisse in Abbildung 1 belegen, was wir auch in unseren anderen Projekten sehr häufig beobachten: Eine fehlende adäquate Stationsorganisation nervt und belastet die Mitarbeitenden im Pflegebereich tagtäglich und führt zu hohem Frust.
Weitere Aspekte, welche in der letzten Phase die Mitarbeiterbindung gefährden können, betreffen das Thema Beteiligung bzw. Einbezug (Abb. 2). Wenn Mitarbeitende der Pflege sich mit Verbesserungsvorschlägen oder neuen Ideen einbringen möchten, wird das von den entsprechenden Stellen oft nicht ausreichend berücksichtigt. Genauso werden aus den regelmäßig durchgeführten Mitarbeitendenbefragungen sehr häufig wenige bis keine Maßnahmen umgesetzt. Dabei bildet die Maßnahmenableitung das eigentliche Herzstück von Befragungen. Mitarbeitermeinungen, -vorschläge und -ideen zu berücksichtigen und zu verarbeiten, ist zudem ein großes Zeichen von Wertschätzung. Wenn das nicht geschieht, führt das schnell zu Frust, Resignation und dem Gefühl (als Berufsgruppe) nicht gesehen zu werden.
Darüber hinaus immer wichtiger werdende Themen sind die Gesundheit und die Arbeitsbelastung. Hierbei liegt das Verbesserungspotenzial zum einen im Umgang damit sowie zum anderen in der Unterstützung des Arbeitgebers. Das zeigen die Antworten auf die drei Fragen in Abbildung 3.
Ein Thema, welches ebenso stetig an Bedeutung gewinnt und gerade in Zeiten von Corona von den Mitarbeitenden der Pflege sehr häufig angesprochen wurde, ist das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Beruf und Privatleben. Dies lässt sich vor allem in den zahlreichen Kommentaren erkennen, die Mitarbeitende in den Freitextfeldern der Befragungen abgeben. Beispielhaft können die Originalkommentare in Abbildung 4 genannt werden.
Fazit
All diese Punkte und das Wissen der Pflegenden, dass es in den meisten Häusern ähnlich läuft, veranlasst viele irgendwann dazu, ihrem Job den Rücken zu kehren und eher pessimistisch in die berufliche Zukunft zu blicken (Abb. 5). Dieses Ergebnis ist ernüchternd und verdeutlicht, wie wichtig ist es, dem Thema Mitarbeiterbindung in der Pflege sowie dem Thema Arbeitgeberattraktivität nicht nur ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken, sondern auch kreative und innovative Konzepte zur Steigerung zu entwickeln.
Unser Kompetenzteam „Arbeitgeberattraktivität“ vereint auf einzigartige Weise das Know-how zur Optimierung von Abläufen im Krankenhaus mit den Erkenntnissen aus einer Vielzahl von Mitarbeitendenbefragungen in Gesundheitseinrichtungen. Erfahren Sie » hier mehr dazu!