Historie und Zukunftsvisionen vereint – Die Erfolgsfaktoren der Charité als beste Klinik Europas
18.09.2024
Die Bilder aus der 2017 ausgestrahlten ARD-Serie „Charité“ zeigen alte Gemäuer, staubige Laborgebäude, traditionell gekleidete Krankenschwestern und eine Umgebung, die von Tuberkulose und Typhus geprägt ist. Sie vermitteln einen Eindruck, der nicht unbedingt an eine der besten Kliniken der Welt denken lässt. Die Serie zeichnet allerdings auch das Bild eines schon früh innovativen und weltweit taktgebenden Standortes mit seinen medizinisch wegweisenden Entdeckungen.1 Das ist keinesfalls Fiktion. Die Charité, Deutschlands Vorzeige-Klinik in Berlin, war und ist bis heute eines der besten Krankenhäuser der Welt. Sie ist „[s]eit mehr als 300 Jahren der Zeit voraus.“2
Daher ist es kaum eine Überraschung, dass die Charité im Krankenhaus-Ranking der Newsweek 2024 weltweit auf Platz 6 und als beste Klinik Europas rangiert.3 Wie in der Kurzserie zu sehen, reicht ihre Geschichte weit zurück. Bereits 1710 wurde der erste Teil als Pest-Haus errichtet. Schon von Beginn an sollten drei grundlegende Funktionen erfüllt werden: Die Charité war ein Hospiz für Arme, ein städtisches Versorgungskrankenhaus und eine Lehreinrichtung. Diese vielfältige Ausrichtung hat sich bis heute nicht geändert und ist einer der Aspekte, der die Charité zu etwas Besonderem macht. In unserer Krankenhausreihe über die besten Kliniken der Welt, betrachten wir nun die Erfolgsfaktoren des deutschen Spitzenreiters und gehen dessen Zukunftsvisionen auf den Grund.
Die Charité umfasst derzeit insgesamt über 100 Kliniken mit 18.217 Beschäftigten. Das 3277 Betten große Haus behandelt etwa 737.000 ambulante und 126.500 voll- und teilstationäre Fälle im Jahr und erzielt damit Gesamteinnahmen in Höhe von 2,3 Milliarden Euro.4 Das Krankenhaus entwickelte sich seit dem 18. Jahrhundert stetig weiter und gewann zusätzliche Standorte in Berlin hinzu. Inzwischen wird an drei großen Campi Spitzenmedizin betrieben. Zusätzlich zu den Klinikeinrichtungen verfügt die Charité außerdem über verschiedene Institute und mehrere medizinische Versorgungszentren als 100%-ige Tochterunternehmen. Hier wird chronisch kranken PatientInnen eine spezialisierte und interdisziplinäre Versorgung angeboten. Diese ist direkt an die Klinik angebunden, bedarf jedoch keinen Krankenhausaufenthalt.5
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Die Ausweitung der Zusammenarbeit mit ambulanten Standorten bietet mehr Komfort für PatientInnen und gleichzeitig die Möglichkeit, durch interdisziplinäre und doch spezialisierte Zusammenarbeit komplexe Fälle ambulant zu versorgen.
Hier wird bereits eine wichtige Grundlage deutlich: Zusammenarbeit bzw. Kooperation. Denn nicht nur im ambulanten Setting ist die Charité vernetzt, sie arbeitet auch mit anderen Krankenhausträgern zusammen. So entwickelte die Klinik mit Vivantes, einem anderen Träger in der Region Berlin, eine digitale Infrastruktur, die einen Austausch von Patientendaten über verschiedene Organisationen hinweg ermöglicht. Damit wird die Patientenversorgung einfacher, schneller und nahtloser. Unnötige Doppeluntersuchungen und Missverständnisse bei Themen wie Medikation, Diagnosen oder Behandlungsplänen werden vermieden. Der Vivantes-Geschäftsführer betitelte diese Arbeit als „Kooperation statt Konkurrenz“. Inzwischen sind in das Projekt mehr als drei Viertel der Krankenversorgung im Raum Berlin mit eingebunden. Damit leitet die Charité ein einzigartiges Pilotprojekt bei der Verbesserung der Krankenversorgung.6
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Die Zusammenarbeit mit anderen Klinikträgern und die Vernetzung von Patientendaten kann Klinikprozesse effizienter gestalten und die Position als Vorreiter im Gesundheitswesen festigen.
Einzigartig sind nicht nur die regionalen Kollaborationen der Charité, sondern auch jene internationalen. Hier existieren multiple strategische Partnerschaften zu den Themen Forschung, Versorgung und Studium. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit mit dem weltweit renommierten Karolinska-Institut (übrigens das zweitbeste Krankenhaus Europas, wie Sie in unserem Artikel nachlesen können). Die beiden Kliniken unterzeichneten ein Memorandum of Understanding, in dem der Best-Practice-Austausch in den Bereichen globale Gesundheitsforschung, Präzisionsmedizin, Telemedizin, klinische Studien und Hochschulmanagement festgeschrieben ist. Dabei sollen alle Parteien vom gemeinsamen Arbeiten, vom Wissensaustausch und den Forschungskooperationen profitieren. Besonders im Fokus stehen die topaktuellen Domänen Präzisionsmedizin und künstliche Intelligenz. Hier möchte die Charité eine führende Rolle einnehmen.7
Empfehlungen für deutsche Krankenhäuser: Ein internationaler Austausch mit anderen Kliniken bietet die Möglichkeit, vom Wissenstransfer und vom Austausch von Best-Practice-Erfahrungen in verschiedensten Bereichen zu profitieren.
Die Charité geht bei der internationalen Zusammenarbeit noch einige Schritte weiter. Die von der Klinik mitgegründete European University Hospital Alliance (EUHA) vereint europäische Universitätskliniken. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung in Europa zu sichern und zu verbessern. Außerdem sind daraus verschiedene internationale Netzwerke entstanden, z. B. das Nursing Network. Dort finden sich Pflegende aus Europa zusammen, um die Identität der Pflege zu stärken. Sie wollen gemeinsam Pflegeforschung vorantreiben und die Ausbildung in der Pflege revolutionieren.8,9 Die Partnerschaften sind allerdings nicht nur strategischer Natur. Es gibt Vereinbarungen mit Krankenhäusern in Ländern mit niedrigem Einkommen, in denen Wissens-, Erfahrungs- und Innovationstransfer im Vordergrund stehen. Ein Beispiel hierfür ist eine deutsch-georgische Partnerschaft zur Optimierung der ambulanten psychosozialen Versorgung in Georgien.10
Die Charité fasst diese internationale Ausrichtung passend auf ihrer Website zusammen: „Die Herausforderungen im Gesundheitsbereich erfordern eine intensive nationale und internationale Zusammenarbeit von Behandlungszentren, Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Grenzüberschreitende Kooperationen auf Spitzenniveau sichern der Charité ihren Spitzenplatz als eine der größten Universitätskliniken Europas.“11
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Internationale Partnerschaften und Zusammenkünfte ermöglichen eine aktive Mitgestaltung der Versorgungslandschaft.
Internationalität findet sich nicht nur im Austausch wieder. Auch intern ist die Organisation mit Mitarbeitenden aus 121 Nationen sehr international und divers.4 In diesem Sinne wird großen Wert daraufgelegt, ausländische Arbeitssuchende dabei zu unterstützen, an der Charité zu arbeiten. Auf der Website der Klinik finden sich Handbücher für ausländische ÄrztInnen, Kursangebote zu Kommunikationstrainings und interkulturellen Kompetenzen, Sprachkurse und ein ausführliches Integrationskonzept. Die Charité erkennt den Wert von Mitarbeitenden aus der ganzen Welt. Sie möchte sich für diese aktiv engagieren.12,13 Bei all dem ist es unumgänglich, einen großen Fokus auf Diversität zu legen. Dafür existiert an der Charité ein Diversity Network, welches sich um Aktivitäten und Projekte bemüht, die diskriminierungsarme Arbeit fördern und die Vorteile eines diversen Umfelds unterstreicht.14
Empfehlungen für deutsche Krankenhäuser: Internationalität ist auch intern von Vorteil. Die Unterstützung ausländischer Arbeitskräfte schafft ein gutes Arbeitsumfeld und neue Herangehensweisen. Hierbei ist die Unterstützung von Diversität z. B. durch Netzwerke von grundlegender Bedeutung.
Nicht nur die Themen Diversität und Offenheit sind relevante Faktoren, wenn die Charité als Arbeitgeber betrachtet wird. Es wurde verstanden: Eine Klink kann nur gut laufen, wenn es den Mitarbeitenden dabei gut geht. So bietet das Krankenhaus ein familienfreundliches Umfeld, indem es mit Kitas und Familienportalen kooperiert und feste Notfallbetreuung gewährleistet. Den Mitarbeitenden werden Vergünstigungen in verschiedenen Lebensbereichen angeboten, z. B. für Sportvereine. Es bietet ein für Weiterentwicklung offenes Umfeld. Kostenfreie Qualifizierungen, Symposien, Coaching-Möglichkeiten oder eine Fortbildungsakademie in Zusammenarbeit mit der Humboldt Universität sind einige Beispiele hierfür. Für alle, die sich vorab einen Eindruck von der Arbeit in der Klinik verschaffen möchten, steht auf der Homepage ein virtueller 360°-Rundgang zur Verfügung. Dabei erzählen Mitarbeitende verschiedenster Berufsgruppen von ihrem Alltag. So werden bereits von Anfang an alle mit einbezogen.
Im Bereich Pflege hat die Charité ein innovatives Modell etabliert, um Wertschätzung für belastende Arbeit zu zeigen: die CHEPs (Charité Entlastungspunkte). Für besonders belastende Schichten können Mitarbeitende der Pflege Punkte sammeln. Diese können sie dann für Freizeit, Geld, sowie für Wellnessangebote, Kinderbetreuungszuschüsse oder Erholungsbeihilfen einlösen. Hier zeigt sich, dass großer Wert darauf gelegt wird, die Herausforderungen der Mitarbeitenden ernst zu nehmen und sie zu entlasten.
Auch für ÄrztInnen gibt es neuartige Konzepte, die die Klinik attraktiver machen sollen. Paare können sich beispielsweise im Dual Career Pfad gemeinsam für Arbeitsstellen bewerben. Das Clinician-Scientist-Programm erleichtert jungen ÄrztInnen die Verbindung von ärztlicher Tätigkeit und Forschung. Im Projekt „Führen mit Zielen“ werden Gespräche zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden gefördert. Dabei werden Ziele festgelegt, konstruktives Feedback gegeben und Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt.15
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden und deren belastender Arbeit kann durch Punktesysteme, betriebliche Gesundheitsangebote sowie durch eine zielorientierte Personalentwicklung gezeigt werden.
Im Bereich Ideenmanagement wird deutlich, dass Mitarbeitende ernst genommen werden und der Wert ihrer Erfahrungen und ihres Wissens geschätzt werden. Sie werden aufgefordert, Verbesserungsvorschläge für die regelmäßig tagende Ideenkommission einzureichen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Relevanz eines jeden Einzelnen wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Denn, wie sie selbst auf ihrer Homepage proklamiert: Die Klinik möchte „[z]usammen ein ganzes“ sein.15
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Mitarbeitende können durch Ideenkommissionen aktiv eingebunden werden.
Ähnlich wie im Bereich Karriere spielt die Charité auch in der Ausbildung ganz vorne mit und unterbreitet unzählige moderne Angebote. Es werden z.B. digitale Tools wie virtuelle Szenarien, Blended Learning und Augmented Reality genutzt, um realitätsnahe Lehre zu ermöglichen. Der Schwerpunkt liegt hier neben der frühen Interaktion mit digitaler Entwicklung und der guten klinischen Ausbildung auf der Interprofessionalität. Die Trainings werden gemeinsam für verschiedene Professionen, jedoch aus verschiedenen Blickwinkeln angeboten.16 In weiteren Ausbildungstracks spielt diese Interprofessionalität ebenfalls eine große Rolle. Ein Beispiel hierfür sind strukturierte Promotionsprogramme, in denen DoktorandInnen aus verschiedensten Disziplinen vereint an übergreifenden Forschungsthemen arbeiten.17
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Schon in der Ausbildung können durch digitale Tools Grundsteine für den Umgang mit neuen Technologien gelegt werden. Zudem bieten solche Tools eine einzigartige Möglichkeit, schon früh interprofessionell zu arbeiten.
Was hier bereits durchschimmert, ist ein weiterer wichtiger Pfeiler des Erfolgs der Charité: Die translationale Forschung am Puls der Zeit. Dabei legt die Klinik besonderen Fokus auf Interdisziplinarität und Schnittstellen. Forschungsschwerpunkte bilden die Themen Infektion/Inflammation/Immunität, Kardiovaskuläre Forschung/Metabolismus, Onkologie, regenerative Therapien, seltene Erkrankungen/Genetik und Neurowissenschaften. In der Infektionsforschung wird Interdisziplinarität beispielsweise durch das Research Center for Infection, Inflammation and Immunity (RCi³) geschaffen. Dort arbeiten Mitarbeitende verschiedener Disziplinen, aber auch überinstitutionell. Es gibt z.B. Kooperationen mit der Leibniz-Gemeinschaft, dem Max-Planck-Institut oder dem Robert-Koch-Institut. Ziel ist es, eine Infrastruktur für Zusammenarbeit zu schaffen, Nachwuchs bereits früh interdisziplinär zu fördern und verschiedenste Abteilungen zu beteiligen. Ähnlich fungiert das molekulare Krebsforschungszentrum, das zudem Seminare und Workshops zum regionalen Austausch anbietet.18 Im Rahel Hirsch Center für translationale Medizin wird die Forschung sogar direkt mit der Klinik verbunden: Forschung, Ambulanz und Studien werden an einem Ort durchgeführt. Durch die räumliche Nähe direkt am Campus Mitte der Charité findet ein kontinuierlicher Austausch mit klinischen Mitarbeitenden statt, wodurch aktuelle Fragestellungen ermittelt werden können.19
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Translationale Forschung funktioniert am besten auf Basis von Interdisziplinarität.
Die Charité betreibt viele weitere translationale Institute und Einrichtungen. Ganz vorne dabei ist das Berlin Institute of Health at Charité (BIH). Im Fokus dieser Institution steht eine organübergreifende Herangehensweise. Vor allem Querschnittsthemen wie digitale Medizin oder zellbasierte Therapien sind zentral. Eine Erleichterung von Translation findet beispielsweise im Clinical Study Center durch standardisierte Studienabläufe (Trial Prototyping) oder Einbindung von PatientInnen und deren Daten und Proben in Form von Broad Consent statt. Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche translationale Forschung ist der German OncoLogical Data Standard. Dieser etabliert eine einheitliche Datensprache in der Onkologie, um eine ganzheitliche Betrachtung der PatientInnen zu ermöglichen.20
Ein weiterer interessanter Faktor beim BIH ist die Zusammenarbeit mit externen Akteuren. In einer Co-Innovations-Kooperation mit Enterprise Singapore sollen beispielsweise gemeinsame Projekte mit Start-Ups aus Singapur vorangetrieben werden.21
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Dedizierte Einrichtungen für translationale Forschung können die Infrastruktur für Austausch und Zusammenarbeit bieten. Sie ermöglichen auf diese Weise Forschung auf Spitzenniveau mit Nähe zu klinischen Fragestellungen. Das Durchbrechen traditioneller Disziplinen und organbezogener Herangehensweisen schafft innovative Errungenschaften.
Der nächste Bereich, in dem die Charité hervorsticht und der uns allen bei der Beurteilung eines Krankenhauses vielleicht am präsentesten ist, ist die Patientenzufriedenheit. Hier sollen die Erfahrungen der PatientInnen im Mittelpunkt stehen. Ein Beispiel ist die Einbindung von PsychologInnen auf Intensivstationen. Sie erleichtern PatientInnen und deren Angehörigen den Umgang mit der Extremsituation.22 Zudem kümmert sich der ehrenamtliche Besuchsdienst „Ich habe Zeit für Sie“ um PatientInnen. Durch Gespräche, Besorgungen oder Telefonate soll ihnen die Zeit im Krankenhaus angenehmer gestaltet werden.23 Die Charité nutzt außerdem flächendeckend sogenannte PROMs (Patient-Reported Outcome Measures) zur aktiven Einbindung von PatientInnen. Dabei werden ergänzend zur Anamnese individuelle Informationen zu körperlicher, psychischer und sozialer Gesundheit erfasst. Dies geschieht über standardisierte Fragebögen auf Tablets oder direkt auf den Endgeräten der PatientInnen. Anschließend werden automatische Follow-up-Fragen gestellt, um die Qualität der Behandlung zu verbessern und Entscheidungen zu erleichtern.24 Hierfür wurde die Klinik sogar mit dem Lohfert-Preis 2023 zum Thema „Medizin neu denken“ ausgezeichnet.25
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Das aktive Einbeziehen von PatientInnen und deren individuellen Parameter durch PROMs kann den Behandlungserfolg sowie die Zufriedenheit erhöhen.
Darüber hinaus ist sich die Charité auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Die besondere Geschichte Berlins und der Klinik und damit deren Bedeutung für die heutige Zeit wird beispielsweise am GeDenkOrt.Charité dargestellt. Auch im Medizinhistorischen Museum der Charité wird Geschichte aufgearbeitet. Die Lehre von „Wissenschaft in Verantwortung“ ist ein wesentlicher Bestandteil des Lehrkonzepts.26 Neben der sozialen Verantwortung steht der Nachhaltigkeitsgedanke im Mittelpunkt. Dieser wird durch eine Nachhaltigkeitsstrategie mit konkreten Zielen und Maßnahmen verfolgt.27 Mehr dazu in unserem Artikel zu Nachhaltigkeit in der Medizinstrategie.28
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Spitzenmedizin bedeutet nicht nur Exzellenz im Bereich Medizin. Sie bedeutet auch Anerkennung und Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und Etablieren von Nachhaltigkeitsgedanken.
Die Nachhaltigkeitsstrategie ist Teil eines noch größeren Konzepts: der Zukunftsvision der Charité, der Strategie 2030. Die Charité hat sich als Ziel gesetzt: „Wir denken Gesundheit neu“. Sie möchte „treibende Kraft einer werteorientierten Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“ sein.29
Dabei wird in der Strategie auf drei Grundpfeiler Wert gelegt. Der erste Grundpfeiler ist das „Human Ecosystem“, also der Fokus auf Gesundheit als umfassendes Konzept. Der einzelne Mensch steht im Mittelpunkt. Der zweite Punkt beschreibt „Exploring Boundaries“. Das bedeutet, dass Grenzen – seien sie zwischen Professionen, Disziplinen oder Institutionen – überwunden und Schnittmengen als Chancen wahrgenommen werden. Der letzte Faktor ist „Based on Science“. Hierbei soll wissenschaftliches Arbeiten Grundlage allen Handelns sein. Dabei wird ein besonderes Augenmerkt auf diverse Kooperationen gelegt.
In all dem ist es der Charité besonders wichtig, dass alle mit einbezogen werden. In einem Video über die neue Strategie tauschen sich 17 Mitarbeitende verschiedenster Professionen über ihre Vorstellungen aus. Hier bietet sich ein erster Einblick, dass Zusammenarbeit und Teilhabe funktionieren können. Um die Strategie noch konkreter festzusetzen, wurden sechs Strategiefelder benannt und passend dazu Handlungsfelder und Strategiebausteine identifiziert (Medizin der Zukunft, Gesundheitsversorgung, Innovation und Forschung, Menschen und Bildung, Standorte/Infrastruktur/Wirtschaftlichkeit, interne Transformation). Die Entwicklung einer performanten Informationstechnologie, die Vernetzung von Gesundheitsversorgung, eine transformative Führungskultur, Telemedizin und Patientennutzenorientierung sind nur einige Beispiele hierfür.29
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Keine Angst vor großen Visionen! Ein konkreter Zukunftsplan und der Mut zu grundlegenden Veränderungen sind Zeichen von Exzellenz.
Zudem hat die Charité neben ihren Plänen ihre Unternehmenswerte konkret formuliert und stellt diese auf ihrer Website dar. Die gesamte Arbeit soll durch Respekt, Neugier, Leidenschaft, Verbindlichkeit, Offenheit und Courage geprägt sein.30
Empfehlung für deutsche Krankenhäuser: Die konkrete Formulierung und Kommunikation der Unternehmenswerte können richtungsweisend für die Arbeit in einer Klinik sein.
Besonders ins Auge stechen bei Betrachten der Strategie 2030 der fächerübergreifende Ansatz, die Bedeutung von Digitalisierung, Translation, die Ausbildung für die Medizin der Zukunft, das Integrationsmodell, die Etablierung als Impulsgeberin eines innovativen Versorgungsnetzwerks sowie ökologisches und nachhaltiges Handeln. Alles Bereiche, die wir bereits als Erfolgsfaktoren besprochen haben. Auf den 70 Seiten der Strategie 2030 ist ausführlich ausgearbeitet, wie die Charité weiterhin erstklassig und wegweisend sein möchte. Diese innovativen und ganzheitlichen Ansätze sind seit 1710 Grundlage der Exzellenz der Charité und ermöglichen auch in Zukunft Medizin auf Spitzenniveau.
Die Erfolgsfaktoren der Charité sind zudem mit denen anderer weltweit führender Kliniken vergleichbar. Zusammenfassend lassen sich folgende Punkte nennen: „Ausrichten an großen Visionen, Offenheit bezüglich neuer Entwicklungen und Streben nach Innovation in allen Bereichen, aktives Nutzen von technologischem Fortschritt, Inklusion und Diversität leben, konsequentes Ausrichten an den Bedürfnissen der PatientInnen, Generieren und aktives Teilen von Wissen und echte Zusammenarbeit in starken Teams“, welche wir bereits in anderen der Top 10 Kliniken der Welt herausarbeiten konnten.31
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Quellen
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